Die positive Kraft des Singens

By almaviva01January 5, 202210 Minutes

Die positive Kraft des Singens

Die positive Kraft des Singens

Warum singen Menschen?

Welche Wirkung hat das Singen auf uns?

Singen in Coronazeiten.

Warum, wozu singen Menschen?

„Gott respektiert dich, wenn du arbeitest, er liebt dich, wenn du singst!“ Tagore (bengalischer Dichter)

Wir haben also Glück gehabt im Singkulturhaus AlmaViva.

In jedem Fall gilt Singen als eine der Urformen menschlichen Ausdrucks. Die Wissenschaft ist sich nicht einig, ob wir Menschen zuerst gesprochen oder gesungen haben. Da ist sie, die berühmte Frage nach dem Huhn und dem Ei. Wissenschaftler wie Jean Jaques Rousseau leiten das Entstehen des Gesanges aus einer emotional erregten Bewegung der Sprechmelodie ab. Wenn Sie einmal versuchen, wie eine aufgebrachte „Tusse“ zu sprechen, werden Sie bemerken, wie schnell wir dem Gesang ziemlich nahe kommen.

Auf der anderen Seite steht Charles Darwin, der bei der Beobachtung von Singvögeln, unseren Sängerkollegen in der Natur, herausgefunden hat, wie sehr schöner Gesang die Attraktivität der Männchen deutlich steigert. Darwin sucht also eher nach einem evolutionären Vorteil, den das erst einmal gänzlich unnötig erscheinende Singen für uns Menschen hat.

Bei Vögeln ist dieser deutlich nachweisbar. Für uns Menschen sind beide Ansätze denkbar. Es wird angenommen, dass der Überlebensvorteil des Singens für Männer und Frauen ein deutlich unterschiedlicher gewesen ist.

Für Männer könnte es gewesen sein: sie sind cool, kraftvoll, haben trotz der Anstrengung zu überleben noch genügend Kraft für das „überflüssige“ Singen. Es weist sie auch als kultiviert und feinsinnig aus.

Für Frauen könnte das Singen bedeutet haben: die Kommunikation mit den Kindern (trösten, aufmuntern, beruhigen…) wird deutlich leichter und sichert damit das Überleben. Man stelle sich nur vor, das Kind weint und ein Feind ist in der Nähe. Da ist ein „zeitnahes Trösten“ ganz sicher hilfreich.

Was man sicher sagen kann, ist, dass das Singen uns Menschen schon durch viele Jahrtausende begleitet. Und über die vergangenen Jahrtausende war Singen attraktiv, waren Singende attraktiv. Sicher kennen Sie alle Orpheus, den berühmtesten Sänger der antiken Sagenwelt. Es soll ihm gelungen sein, selbst wilde Tiere zu besänftigen und Steine zum Weinen zu bringen.

Auch heute können Sänger*innen einen wahren Kultstatus erlangen. Man denke an die Beatles, die Callas, Jonas Kaufmann oder Pink. Medien ermöglichen dabei eine immer schnellere Verbreitung und einen immerwährenden Zugriff auf die Kunst der heutigen Sänger*innen.

Um Orpheus hören zu können, musste man vor Ort sein. Vielleicht eine Reise auf sich nehmen, um diesem besonderen Ereignis beizuwohnen. Um Jonas Kaufmann zu hören, legen Sie eine CD ein, hören ihn in einem Youtube-Video bei einem anderen Anbieter oder vielleicht haben Sie noch eine DVD. Macht das die Kunst des Singens, der Musik im Allgemeinen beliebig? Das ist sicher eine relevante Frage, der ich in einem anderen blog nachgehen möchte.

Singen vor Publikum steigert in jedem Fall die Attraktivität, wenn es gelingt. Es braucht nämlich jede Menge Mut, sich alleine vor eine Gruppe zu stellen und zu singen, und Mut macht attraktiv.

Welche Wirkung hat das Singen auf uns?

Vergegenwärtigen wir uns die positive Wirkkraft des Singens für unser Wohlbefinden, dann ist Singen immer zeitgemäß.

„Das Singen ist zuerst der innere Tanz des Atems, der Seele, aber es kann auch unsere Körper aus jeglicher Erstarrung ins Tanzen befreien und uns den Rhythmus des Lebens lehren.“ Yehudi Menuhin

Singen versetzt uns in Schwingung, wirkt wie eine Ganzkörperklangmassage und bringt so den ganzen Körper in eine gesündere Disposition. Wir atmen besser und mehr, wenn wir singen. Dadurch entsteht eine bessere Versorgung des Körpers mit Sauerstoff, Schadstoffe werden leichter abtransportiert. Vielleicht kennen Sie das, wenn Sie aus einer Chorprobe kommen,- Sie fühlen sich leichter, entlastet, sind vielleicht besser gelaunt.

Durch das Singen entwickeln wir ein Gefühl für den eigenen Körper. Gerade in unseren Zeiten, indem so viele Dinge und Informationen im Kopf verarbeitet werden, ist das ein kostbarer Aspekt. Singen bietet Ihnen also einen direkten Zugang zur eigenen Achtsamkeit und kann dadurch Belastungen wie Stress abbauen und einem Burnout vorbeugen.

Im Singen aktivieren und balancieren wir unseren Vagusnerv, der einen Teil unseres autonomen Nervensystems darstellt. Ist der Vagus aktiv, können wir uns erholen. Er ist zuständig für die Innervierung des Rachens, der Stimme, des Herzens, der Atmung und sorgt insgesamt für Wohlbefinden. Auch über diese Thema, plane ich einen Blog zu schreiben.

Konkret:

Singen senkt den Stress- und Angriffshormonspiegel = Singen beruhigt.

Singen stimuliert unser Belohnungszentrum = löst Glücksgefühle aus.

Singen regt den Stoffwechsel an = Singen reinigt.

Durch die Atmung werden die Organe massiert und in ihrer Funktion geschmeidig gehalten.

Singen öffnet Zugang zu verschütteten Emotionen.

Singen baut Emotionen ab (lautes „Schmettern“ im Stadium z.B.).

Singen macht Mut (nachts im Wald oder im Keller).

Singen schafft Gemeinschaft (ein Indianerstamm in Brasilien hat Singen als festen Bestandteil des Tagesablaufs) Gemeinschaft ist für uns Menschen lebensnotwendig, ein Grundbedürfnis und ein Überlebensvorteil. Ist eine Gemeinschaft stark, wird gemeinsames Handeln und damit das Überleben in schwierigen Situationen deutlich leichter.

In der Entwicklung von Kindern bekommt das Singen einen besonderen Stellenwert

Singen fördert die Bindungsfähigkeit, die sprachliche Entwicklung, die soziale Kompetenz, wie Rücksichtnahme, Einfühlungsvermögen, Selbstdisziplin und Verantwortungsgefühl. Die emotionale Ansprache in Liedern fördert die Spiegelneuronen. Miteinander Singen heißt miteinander in Schwingung geraten, sich auf andere einzulassen.

Singen fördert die Lernfähigkeit, da beim Singen eine vielschichtige Vernetzung des Gehirns erforderlich ist. Körperliche Funktion, Musik, Text, Rhythmus und emotionaler Ausdruck müssen koordiniert werden. Das legt den Grundstein für komplexe Denkfähigkeit.

Singen unterstützt die psychosoziale Entwicklung von Kindern. Gerade in Zeiten zunehmender digitaler Ausrichtung kann dadurch dennoch eine lebendige menschliche Gemeinschaft entstehen. Im Singen liegt für uns als Gesellschaft ein im wahrsten Sinne des Wortes WESENtlicher Anteil gelingenden Miteinanders.

Ist Singen überhaupt noch zeitgemäß?

In jedem Fall! Gerade in diesen Zeiten, gerade wenn der direkte Kontakt unter Menschen so eingeschränkt ist, wie augenblicklich in der Corona-Zeit.

Singen in Coronazeiten

Während der Coronapandemie gilt Singen immer wieder als das Schlimmste, was man tun kann. Durch die deutliche Artikulation und vieles mehr kommt es zu größerem Aerosolaufkommen,- also einer größeren Ansteckungsgefahr!

Was ein Schock für alle, die das Singen lieben. Also war zunächst das, was den Menschen so viel bedeutet und so gut tut, wie wir oben gesehen haben, nicht mehr möglich. Vor allen Dingen das gemeinsame Singen wurde unmöglich. Jeder für sich im stillen Kämmerlein konnte ja tun und lassen, wie es ihm/ihr beliebt. So wurden Formate gesucht, in denen trotzdem gesungen werden konnte. Zoom-proben, Zoom Unterricht, digitale Aufnahmemöglichkeiten für Chöre. Man hörte immer wieder den Satz „besser als nichts“ und so ist es sicher auch. Alle versuchen, sich über diese Zeit der Einschränkungen zu retten. Einige Chöre geben auf, einige finden neue Formate. Der Nachteil bei online-Proben ist, dass man sich untereinander nicht hören kann, also kein gemeinsames Klanggefühl entsteht. Das liegt an der zeitlichen Verschiebung der digitalen Klangübertragung. Ich erinnere mich gut an einen Versuch meines Frauenensembles Frizzante, mit offenen Mikrophonen zu singen, als wir das noch nicht wussten. Das war grausam! Inzwischen kann man mit großen Abständen zwischen den Singenden proben (benötigt also allerlei großzügige Räume). Es gibt immer wieder auch Konzerte. Wir Menschen gewöhnen uns zum Glück an einiges. Allerdings ist das gemeinsame Singen, im direkten Kontakt zu den Mitsingenden, dem direkten miteinander Schwingen noch in weiter Ferne, diese besondere Form des Gemeinschaftsgefühls zunächst unmöglich. So gilt es, aus dem was möglich ist, das Beste zu machen und darauf zu hoffen, dass wir das irgendwann wieder erleben können.

Geschrieben von Cornelia Fisch, Januar 2022


Rückblick StadtOperSoest

StadtOperSoest

Mit der StadtOperSoest können Menschen immer wieder Oper hautnah erleben. Hautnah, weil meistens sind Bürger*innen der Stadt direkt daran beteiligt. Professionelle Sänger*innen und Musiker*innen, Regisseur*innen arbeiten gemeinsam mit Laien. Michael Busch übernimmt die künstlerische und musikalische Leitung. Immer wieder finden die Aufführungen an verschiedenen Orten in der Stadt statt, in der Kirche, auf Plätzen, im Museum, in der Stadthalle. Das verändert die Perspektiven und die Atmosphären. Die StadtOper verbindet die Menschen der Stadt im kulturellen Tun und Erleben miteinander, Kultur schafft Verbindung. Auch junge Leute sind eingebunden. Ein speziell für die jeweilige Produktion erstelltes Rahmenprogramm ermöglicht eine vertiefende Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema.

Rückblick StadtOperSoest 2005 - 2019

  • 2021 Weisse Rose, Udo Zimmermann, als Streamingerlebnis in Zusammenarbeit mit dem Theater Lüneburg und der Sparkassenstiftung Lüneburg
  • 2019 Die Weisse Rose, Udo Zimmermann, Wilhelm-Morgner-Museum, Soest
  • 2015 Don Giovanni, Wolfgang A. Mozart, Kulturhaus ‘Alter Schlachthof’- überdachter Außenbereich
  • 2013 Cosi fan tutte, Wolfgang A. Mozart, Kulturhaus ‘Alter Schlachthof’- überdachter Außenbereich
  • 2010 Die Fledermaus, StadtOperette, Johann Strauss, Stadthalle Soest
  • 2007 Carmina Burana, StattOper, Carl Orff, Open Air, überdachte Bühne zwischen Rathaus und Dom, Marktplatz Soest
  • 2005 Die Zauberflöte, Wolfgang A. Mozart, Neu St. Thomä Kirche, Soest

Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut.

- Laotse

Die Weisse Rose, 2019

Musik: Udo Zimmermann nach Texten von Wolfgang Willaschek – Museum Wilhelm Morgner, Raum Schroth – Solisten: Sopran Sarah Längle/Sophie Scholl, Bariton Christian Oldenburg/Hans Scholl – Projektorchester: Konzertmeister Klaus Esser – Regie: Friedrich von Mansberg – Musikalische Leitung: Michael Busch

Rahmenprogramm

Vortrag: Walter Ötsch, Widerstehen! Anleitung zum Umgang mit Populisten – Film: Sophie Scholl, die letzten Tage, Regie: Marc Rothemund – Konzert ‘Entartet’, Cornelia Fisch, Satie Quartett.

Don Giovanni, 2015

Der Don Giovanni von Wolfgang Amadeus Mozart wurde im überdachten Außenbereich des Kulturhauses ‘Alter Schlachthof’ aufgeführt. Es waren acht professionelle Solisten, das StadtOpernorchester und ausgewählte Mitglieder, die den Opernchor gebildet haben.

Regie: Friedrich von Mansberg, Musikalische Leitung: Michael Busch

Ich habe schon viele Giovannis gesehen. Mit dieser Inzsenierung hat er sich mir auf einer ganz anderen Ebene erschlossen.

- Kommentar einer Besucherin

Cosi fan tutte, 2013

Die Oper Cosi fan tutte wurde ebenfalls im überdachten Außenbereich des Kulturhauses ‘Alter Schlachthof’ aufgeführt. Es nahmen fünf professionelle Solisten, das StadtOpernorchester und Schüler/Innen des Aldegrever Gymnasiums Soest an der Veranstaltung teil.

Regie: Friedrich von Mansberg, Musikalische Leitung: Michael Busch

Rahmenprogramm: Leider finden Opern bei Jugenlichen heutzutage nicht sehr viel Anklang.  Deshalb war der Ansatz dieses Projektes, junge Menschen zu Proben und Aufführungen einzuladen und zu involvieren. Das Thema des Rahmprogramms lautete: Oper hautnah, Jugendprojekte mit Schülern des Aldegrever Gymnasiums. Junge Leute diskutieren das Thema der Oper “Cosi fan tutte” im Unterricht: “Ist Treue heutzutage noch relevant?”, Kinderuni in den Proben.

Die Fledermaus, StadtOperette, 2010

Die Fledermaus von Johann Strauss wurde in der Stadthalle Soest zum Anlaß des 150 Jubiläums des Chores des Städtischen Musikvereins aufgeführt. Daran beteiligt waren professionelle Solisten, Gesangsschüler des AlmaVivas, StadtOpernorchester and am Klavier, Lorelei Petrescu. Die beteiligten Chöre waren der Chor des Städtischen Musikvereins Soest und MGV Cäcilia Westönnen.

Regie: Nilufar Münzing, Musikalische Leitung: Michael Busch

Rahmenprogramm: Thema – Entstehungszeit der Fledermaus und des Musivereins Soest

Carmina Burana, Open Air, 2007

Die Aufführungen der Carmina Burana wurden als “Das Konzertereignis des Jahres” in Soest gefeiert. Ein überwältigendes Erlebnis bei dem die malerisch historische Innenstadt Soests eine bezaubernde Kulisse darstellte, um die mitreißende Musik Carl Orffs zu feiern. Insgesamt nahmen 130 Chormitglieder – einschließlich ein Jugenchor und 3 Solisten an der Carmina Burana teil. Zur Premiere wurden 850 Besucherplätze verkauft – die Carmina war ausverkauft.

Mit der Soester Carmina Burana ist es gelungen, Kultur im Herzen der Stadt unmittelbar zu den Bürger*innen zu bringen. Ein wunderbares Erlebnis!

- Kommentar eines Ratsherrn und Besuchers


Almaviva CD

AlmaViva CD

CD AlmaViva - Volkslieder mal anders

gesungen von Cornelia Fisch & Michael Busch

Die CD kann persönlich im AlmaViva abgeholt oder gegen 2,50 Euro Versandkosten zugeschickt werden. Kosten: 15 Euro, Bestellungen: Telefon 02921 666 446, Email: info@almaviva.org

Mehr Informationen zur Entstehung der AlmaViva CD

Die AlmaViva CD ist durch ein Stipendium des Landes NRW zur Unterstützung von Künstler*innen in der Zeit von Covid-19 im Jahr 2020/21 entstanden. Alle Beteiligten bedanken sich für die Hilfe!

Michael Busch hat bekannte und unbekanntere Volkslieder aus verschiedenen Jahrhunderten und Regionen neu arrangiert.

Jedes Arrangement spürt dem Charakter des jeweiligen Liedes nach und will die Atmosphäre von Text und Melodie einfangen.

Wir freuen uns, Ihnen unsere AlmaViva CD vorlegen zu können und hoffen, dass Sie beim Hören alte Bekannte treffen und vielleicht auch Neues entdecken.