StadtOperSoest 2022
StadtOper Soest 2022 Orpheus und Eurydike
Nachdem in den letzten Jahren viele Veranstaltungen wegen Corona abgesagt werden mußten, ist es endlich wieder soweit. Die StadtoperSoest geht in eine neue Produktion.
Das engagierte Team des Freundeskreises Musikkultur Soest freut sich darauf, eine spannende Opernproduktion mit drei Veranstaltungen im Raum Schroth des Museum Wilhelm Morgner anbieten zu können.
Orpheus und Eurydike ist das Thema, Josef Haydn der Komponist. Friedrich von Mansberg, Regie, erzählt die altbekannte, mythologische Geschichte aus einer zeitgenössischen Perspektive. Es geht um Liebe, Kunst und Leidenschaft. Eurydikes Sicht rückt in den Vordergrund. Die Produktion ist angelehnt an Texte von Elfriede Jelinek.
In dem Musiktheaterkonzept wird die Musik Haydns durch neue Musik von Daniel Stickan erweitert. Stickan hat den Part eigens für die StadtOper komponiert. Durch die Kombination von alt und neu entsteht eine aktuelle Produktion mit Crossover – Charakter. Die Besetzung der Gesangspartien lässt es erahnen. Sie hören die klassischen Sängerinnen Nicole Dellabona (Orpheus) und Cornelia Fisch (Eurydike 1). Die Musicaldarsteller*innen sind Navina Heyne (Eurydike 2) und Sascha Littig (Kreon). Sängerinnen und Darsteller werden vom StadtOpernorchester begleitet. Michael Busch trägt die musikalische Leitung der StadtOper 2022, wie immer mit professioneller Leidenschaft.
Die Proben haben bereits begonnen, und die Produktion der StadtOper verspricht wieder einmal, ein spannendes Ereignis in der Stadt Soest zu werden. Das gesamte Ensemble ist für die Zeit der Proben und Vorstellungen in der Stadt untergebracht, und jede/r bringt sich leidenschaftlich mit ein.
Im Vorfeld wurden von Mitgliedern des Freundeskreises das Bühnenbild und die Requisiten hergestellt. Es steht alles bereit!
Um die Musik visuell zu untermalen, werden Hinterglasbilder zum Thema „Orpheus“ des bekannten Glaskünstlers Jochem Poensgen in das Bühnenbild integriert.
Daten: 19.5. 2022, 19.30 / 21.5.2022, 19.30 Uhr / 22.5. 2022, 18.00 Uhr
Karten zu 27,- Euro über das Singkulturhaus AlmaViva (02921 666446, info@almaviva.org) und Hellweg Ticket erhältlich.
Besetzung
Nicole Dellabona (oben links) – Orpheus
Cornelia Fisch (oben rechts) – Eurydike 1
Navina Heyne (unten links) – Eurydike 2
Sascha Littig (unten rechts) – Kreon
Orchester der StadtOper Soest
Klaus Esser 1. Violine, Jin Kim 2. Violine, Bernd-Udo Winkler Viola, Sophie Kummer Cello, Pavel Tseliapniou Flöte, Henriette Bölz-Vogel Oboe, Matthias Beitz Klarinette, Tomoko Yano-Ebmeyer Fagott, Mira Teofilova Klavier/Korrepetition
Leitung
Regieassistenz – Jennifer Tivesi Silke
Regie, Bühne und Kostüme – Friedrich von Mansberg (open rechts)
Musikalische Leitung – Michael Busch (oben links)
Die positive Kraft des Singens
Die positive Kraft des Singens
Warum singen Menschen?
Welche Wirkung hat das Singen auf uns?
Singen in Coronazeiten.
Warum, wozu singen Menschen?
„Gott respektiert dich, wenn du arbeitest, er liebt dich, wenn du singst!“ Tagore (bengalischer Dichter)
Wir haben also Glück gehabt im Singkulturhaus AlmaViva.
In jedem Fall gilt Singen als eine der Urformen menschlichen Ausdrucks. Die Wissenschaft ist sich nicht einig, ob wir Menschen zuerst gesprochen oder gesungen haben. Da ist sie, die berühmte Frage nach dem Huhn und dem Ei. Wissenschaftler wie Jean Jaques Rousseau leiten das Entstehen des Gesanges aus einer emotional erregten Bewegung der Sprechmelodie ab. Wenn Sie einmal versuchen, wie eine aufgebrachte „Tusse“ zu sprechen, werden Sie bemerken, wie schnell wir dem Gesang ziemlich nahe kommen.
Auf der anderen Seite steht Charles Darwin, der bei der Beobachtung von Singvögeln, unseren Sängerkollegen in der Natur, herausgefunden hat, wie sehr schöner Gesang die Attraktivität der Männchen deutlich steigert. Darwin sucht also eher nach einem evolutionären Vorteil, den das erst einmal gänzlich unnötig erscheinende Singen für uns Menschen hat.
Bei Vögeln ist dieser deutlich nachweisbar. Für uns Menschen sind beide Ansätze denkbar. Es wird angenommen, dass der Überlebensvorteil des Singens für Männer und Frauen ein deutlich unterschiedlicher gewesen ist.
Für Männer könnte es gewesen sein: sie sind cool, kraftvoll, haben trotz der Anstrengung zu überleben noch genügend Kraft für das „überflüssige“ Singen. Es weist sie auch als kultiviert und feinsinnig aus.
Für Frauen könnte das Singen bedeutet haben: die Kommunikation mit den Kindern (trösten, aufmuntern, beruhigen…) wird deutlich leichter und sichert damit das Überleben. Man stelle sich nur vor, das Kind weint und ein Feind ist in der Nähe. Da ist ein „zeitnahes Trösten“ ganz sicher hilfreich.
Was man sicher sagen kann, ist, dass das Singen uns Menschen schon durch viele Jahrtausende begleitet. Und über die vergangenen Jahrtausende war Singen attraktiv, waren Singende attraktiv. Sicher kennen Sie alle Orpheus, den berühmtesten Sänger der antiken Sagenwelt. Es soll ihm gelungen sein, selbst wilde Tiere zu besänftigen und Steine zum Weinen zu bringen.
Auch heute können Sänger*innen einen wahren Kultstatus erlangen. Man denke an die Beatles, die Callas, Jonas Kaufmann oder Pink. Medien ermöglichen dabei eine immer schnellere Verbreitung und einen immerwährenden Zugriff auf die Kunst der heutigen Sänger*innen.
Um Orpheus hören zu können, musste man vor Ort sein. Vielleicht eine Reise auf sich nehmen, um diesem besonderen Ereignis beizuwohnen. Um Jonas Kaufmann zu hören, legen Sie eine CD ein, hören ihn in einem Youtube-Video bei einem anderen Anbieter oder vielleicht haben Sie noch eine DVD. Macht das die Kunst des Singens, der Musik im Allgemeinen beliebig? Das ist sicher eine relevante Frage, der ich in einem anderen blog nachgehen möchte.
Singen vor Publikum steigert in jedem Fall die Attraktivität, wenn es gelingt. Es braucht nämlich jede Menge Mut, sich alleine vor eine Gruppe zu stellen und zu singen, und Mut macht attraktiv.
Welche Wirkung hat das Singen auf uns?
Vergegenwärtigen wir uns die positive Wirkkraft des Singens für unser Wohlbefinden, dann ist Singen immer zeitgemäß.
„Das Singen ist zuerst der innere Tanz des Atems, der Seele, aber es kann auch unsere Körper aus jeglicher Erstarrung ins Tanzen befreien und uns den Rhythmus des Lebens lehren.“ Yehudi Menuhin
Singen versetzt uns in Schwingung, wirkt wie eine Ganzkörperklangmassage und bringt so den ganzen Körper in eine gesündere Disposition. Wir atmen besser und mehr, wenn wir singen. Dadurch entsteht eine bessere Versorgung des Körpers mit Sauerstoff, Schadstoffe werden leichter abtransportiert. Vielleicht kennen Sie das, wenn Sie aus einer Chorprobe kommen,- Sie fühlen sich leichter, entlastet, sind vielleicht besser gelaunt.
Durch das Singen entwickeln wir ein Gefühl für den eigenen Körper. Gerade in unseren Zeiten, indem so viele Dinge und Informationen im Kopf verarbeitet werden, ist das ein kostbarer Aspekt. Singen bietet Ihnen also einen direkten Zugang zur eigenen Achtsamkeit und kann dadurch Belastungen wie Stress abbauen und einem Burnout vorbeugen.
Im Singen aktivieren und balancieren wir unseren Vagusnerv, der einen Teil unseres autonomen Nervensystems darstellt. Ist der Vagus aktiv, können wir uns erholen. Er ist zuständig für die Innervierung des Rachens, der Stimme, des Herzens, der Atmung und sorgt insgesamt für Wohlbefinden. Auch über diese Thema, plane ich einen Blog zu schreiben.
Konkret:
Singen senkt den Stress- und Angriffshormonspiegel = Singen beruhigt.
Singen stimuliert unser Belohnungszentrum = löst Glücksgefühle aus.
Singen regt den Stoffwechsel an = Singen reinigt.
Durch die Atmung werden die Organe massiert und in ihrer Funktion geschmeidig gehalten.
Singen öffnet Zugang zu verschütteten Emotionen.
Singen baut Emotionen ab (lautes „Schmettern“ im Stadium z.B.).
Singen macht Mut (nachts im Wald oder im Keller).
Singen schafft Gemeinschaft (ein Indianerstamm in Brasilien hat Singen als festen Bestandteil des Tagesablaufs) Gemeinschaft ist für uns Menschen lebensnotwendig, ein Grundbedürfnis und ein Überlebensvorteil. Ist eine Gemeinschaft stark, wird gemeinsames Handeln und damit das Überleben in schwierigen Situationen deutlich leichter.
In der Entwicklung von Kindern bekommt das Singen einen besonderen Stellenwert
Singen fördert die Bindungsfähigkeit, die sprachliche Entwicklung, die soziale Kompetenz, wie Rücksichtnahme, Einfühlungsvermögen, Selbstdisziplin und Verantwortungsgefühl. Die emotionale Ansprache in Liedern fördert die Spiegelneuronen. Miteinander Singen heißt miteinander in Schwingung geraten, sich auf andere einzulassen.
Singen fördert die Lernfähigkeit, da beim Singen eine vielschichtige Vernetzung des Gehirns erforderlich ist. Körperliche Funktion, Musik, Text, Rhythmus und emotionaler Ausdruck müssen koordiniert werden. Das legt den Grundstein für komplexe Denkfähigkeit.
Singen unterstützt die psychosoziale Entwicklung von Kindern. Gerade in Zeiten zunehmender digitaler Ausrichtung kann dadurch dennoch eine lebendige menschliche Gemeinschaft entstehen. Im Singen liegt für uns als Gesellschaft ein im wahrsten Sinne des Wortes WESENtlicher Anteil gelingenden Miteinanders.
Ist Singen überhaupt noch zeitgemäß?
In jedem Fall! Gerade in diesen Zeiten, gerade wenn der direkte Kontakt unter Menschen so eingeschränkt ist, wie augenblicklich in der Corona-Zeit.
Singen in Coronazeiten
Während der Coronapandemie gilt Singen immer wieder als das Schlimmste, was man tun kann. Durch die deutliche Artikulation und vieles mehr kommt es zu größerem Aerosolaufkommen,- also einer größeren Ansteckungsgefahr!
Was ein Schock für alle, die das Singen lieben. Also war zunächst das, was den Menschen so viel bedeutet und so gut tut, wie wir oben gesehen haben, nicht mehr möglich. Vor allen Dingen das gemeinsame Singen wurde unmöglich. Jeder für sich im stillen Kämmerlein konnte ja tun und lassen, wie es ihm/ihr beliebt. So wurden Formate gesucht, in denen trotzdem gesungen werden konnte. Zoom-proben, Zoom Unterricht, digitale Aufnahmemöglichkeiten für Chöre. Man hörte immer wieder den Satz „besser als nichts“ und so ist es sicher auch. Alle versuchen, sich über diese Zeit der Einschränkungen zu retten. Einige Chöre geben auf, einige finden neue Formate. Der Nachteil bei online-Proben ist, dass man sich untereinander nicht hören kann, also kein gemeinsames Klanggefühl entsteht. Das liegt an der zeitlichen Verschiebung der digitalen Klangübertragung. Ich erinnere mich gut an einen Versuch meines Frauenensembles Frizzante, mit offenen Mikrophonen zu singen, als wir das noch nicht wussten. Das war grausam! Inzwischen kann man mit großen Abständen zwischen den Singenden proben (benötigt also allerlei großzügige Räume). Es gibt immer wieder auch Konzerte. Wir Menschen gewöhnen uns zum Glück an einiges. Allerdings ist das gemeinsame Singen, im direkten Kontakt zu den Mitsingenden, dem direkten miteinander Schwingen noch in weiter Ferne, diese besondere Form des Gemeinschaftsgefühls zunächst unmöglich. So gilt es, aus dem was möglich ist, das Beste zu machen und darauf zu hoffen, dass wir das irgendwann wieder erleben können.
Geschrieben von Cornelia Fisch, Januar 2022